Beckenschiefstand und Beinlängendifferenz – ein komplexes statisches Problem, bei dem der Orthopäde klar differenzieren muss
Die statischen Zusammenhänge und myofaszialen Verkettungen bei einer Beinlängendifferenz und einem Beckenschiefstand können äußerst komplex sein. Es ist wichtig streng zwischen einer sogenannten anatomischen Beinlängendifferenz, bei der die Beine unterschiedlich lang sind, und einer funktionellen Beinlängendifferenz, bei der die Beine nur unerschiedlich lang zu sein scheinen, zu unterscheiden.
Anatomisch verschieden lange Beine können ganz unterschiedliche Ursachen haben: Sie können durch eine Verletzung der Wachstumsfuge im Kindesalter, durch eine kindliche Hüftgelenksveränderung (Hüftdysplasie), eine Beinachsenfehlstellung oder ein Fußproblem entstanden sein, aber auch im Erwachsenenalter nach einem Knochenbruch, einer Arthrose in Hüftgelenk oder Kniegelenk und häufig nach einer Hüftprothesen-Implantation. Diese anatomische Beinlängendifferenz führt zwangsläufig zu einem Beckenschiefstand und damit zu einer skoliotischen Fehlhaltung der Wirbelsäule. Dabei können mittel- und langfristig schon wenige Millimeter Beinlängendifferenz zu orthopädischen Problemen und z.B. zu Rückenschmerzen führen.
Dem gegenüber steht der Beckenschiefstand, der auf eine funktionelle Beinlängendifferenz zurückzuführen ist und ebenfalls ganz verschiedene Ursachen haben kann. Als Auslöser für eine funktionelle Beinlängendifferenz kommen eine Vielzahl an funktionellen Dysfunktionen in Frage, angefangen von einer Iliosakralgelenksblockierung (ISG), eine Wirbelblockierung, über eine Atlasblockierung oder eine Bissdysfunktion (CMD) als absteigende Kette bis hin zu einer Fußwurzelblockierung, z.B. nach einem Umknicken des Sprunggelenkes, als aufsteigende Kette.
Welche therapeutischen Wege bieten wir Ihnen in unserer Praxis für Orthopädie und Osteopathie an?
Um herauszufinden, mit welcher Form der Beinlängendifferenz wir es bei Ihnen zu tun haben, bieten wir Ihnen eine gründliche Diagnostik mit eingehender orthopädisch – osteopathischer Untersuchung und Behandlung, ergänzt durch eine 3D/4D Wirbelsäulenvermessung und Haltungsanalyse.
Sollte sich dabei zeigen, dass Sie unter einer anatomischen Beinlängendifferenz und einem davon abhängenden Beckenschiefstand leiden, muss ein anatomischer Ausgleich der Beinlänge erfolgen. Dafür lassen sich zum Beispiel vom Orthopädieschuhtechniker gefertigte orthopädische Einlagen verwenden, die wir auch unter Zuhilfenahme der 3D/4D-Wirbelsäulenvermessung präzise an den optimalen individuellen Bedarf anpassen. Durch eine solche anatomische Angleichung der Beinlängen lässt sich der Beckenschiefstand ebenso harmonisieren wie mögliche, weiter oben liegende Probleme, also beispielsweise eine skoliotische Fehlhaltung, die nicht selten zu Rückenschmerzen oder sogar Nackenschmerzen führen kann.
Im Gegensatz dazu muss man als Orthopäde oder Osteopath für die Therapie des funktionellen Beckenschiefstands einen vollkommen anderen Weg einschlagen. Die damit verbundenen gesundheitlichen Schwierigkeiten, die häufig bis zu Knieschmerzen und Achillessehnenproblemen (Achillodynie) reichen, lassen sich nur dann in den Griff bekommen, wenn die eigentliche Ursache präzise diagnostiziert und beseitigt wird.
Oft ist es zum Beispiel nötig, außer der bestehenden Blockierung des Iliosakralgelenkes (ISG) auch Blockierungen in den darüber liegenden Wirbelsäulenabschnitten und myofasziale Dysbalancen zu beseitigen. In einem solchen Fall wäre es fatal, gleich mit Einlegesohlen zu arbeiten, da die Probleme des Patienten damit gleichsam „zementiert“ und in der Folge noch verstärkt würden.
Für das behandlerische Vorgehen bei einem funktionellen Beckenschiefstand und einer davon abhängenden Beinlängendifferenz bedeutet dies: Ich als Ihr Orthopäde muss sehr genau hinsehen und an den relevanten Stellen des Stütz- und Bewegungsapparats sensibel eingreifen. Dabei müssen alle Faktoren mitbetrachtet werden, die zu einer symmetrischen Körperstatik beitragen, die im Zusammenhang mit der Skoliose wichtig sind und die muskuläre Dysbalancen vermindern oder verhindern. Das übergeordnete Ziel muss im Erreichen einer möglichst ausgeglichenen Körperstatik und Körpersymmetrie liegen. Und damit kann am Ende auch die Beinlängendifferenz ausgeglichen werden.
Dieser komplexe und auf die Ursachen fokussierte Ansatz unserer Praxis ist mir als Orthopäde und Osteopath vor allem für Patienten wichtig, die sowohl an einer anatomischen als auch an einer funktionellen Beinlängendifferenz leiden. In diesen Fällen sind die Anforderungen an den Komplexitätsgrad der Behandlung meist noch höher.
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Beinlängendifferenz und Beckenschiefstand können unbehandelt weitreichende Folgen haben
Bestehen eine Beinlängendifferenz oder Beckenschiefstand, sei er funktionell oder anatomisch, über längere Zeit, kann dies nicht unerhebliche Folgen für die gesamte Körperstatik haben. So kann sich daraus im Verlauf eine skoliotische Fehlhaltung oder Skoliose entwickeln. Diese kann zu muskulären Dysbalancen mit Rückenschmerzen, Nackenschmerzen oder Kopfschmerzen bis hin zu Schulterschmerzen und Missempfindungen in den Armen führen. Weiterhin kann sich die Beinachse oder die Fußstatik verändern, sodass Knieschmerzen, Achillessehenreizungen (Achillodynie), Fersenschmerzen (wie beim Fersensporn), eine Plantarfasziitis oder eine Metatarsalgie (Fußschmerzen) entstehen.
Aus der oben skizzierten Komplexität ergibt sich für mich als Orthopäde und Osteopath die Notwendigkeit, zunächst bei jedem Patienten, bei dem wir in unserer Praxis eine Beinlängendifferenz oder einen Beckenschiefstand feststellen – ganz genau hinzusehen und klar zu differenzieren:
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Haben wir es mit einer anatomischen Beinlängendifferenz zu tun, die in der Folge Beckenschiefstand verursacht?
Von hier aus können sich die statischen Schwierigkeiten und Belastungen über die Wirbelsäule bis hoch in den Bereich der Brustwirbelsäule (BWS), den Schultergürtel oder die Halswirbelsäule (HWS) mit einer Atlasblockierung ausbreiten.
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Oder ist der Beckenschiefstand durch eine sogenannte funktionelle Beinlängendifferenz entstanden?
Dies ist bei den meisten Patienten unserer Praxis der Fall. Hier liegt die Ursache ganz woanders. Sie kann in einer Verwringung des Beckens bestehen, ihr kann aber auch eine Blockierung der Lendenwirbelsäule, eine Bissdysfunktion (CMD) oder ein Problem mit dem Atlaswirbel zugrunde liegen